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“WARUM LANDSHUT JETZT UNIVERSITÄTSKLINIKUM WERDEN MUSS”

„Warum Landshut jetzt Universitätsklinikum werden muss“

Interview mit der Stadtratskandidatin Doris Dinkel (BfL)

Frau Dinkel, als Stadtratskandidatin der Bürger für Landshut fordern Sie ein „Universitätsklinikum Landshut“. Ist das Ziel Uniklinik Landshut nicht zu hoch gegriffen?

Doris Dinkel: In Niederbayern besteht Bedarf an einem eigenen Universitätsklinikum. Das wurde vom Freistaat bereits erkannt. Gegenwärtig befasst man sich mit diesem Problem und wird demnächst nach einem geeigneten Standort suchen müssen. Andernorts entstehen schon die entsprechenden Planungen. Landshut muss sich dafür jetzt ins Spiel bringen. Wir bringen die besten Voraussetzungen mit.

Kommt Landshut als Standort einer Uniklinik in Niederbayern in Frage?

Doris Dinkel: Auf jeden Fall. Dafür gibt es viele Gründe: Zum einen die Lage und Bedeutung der Stadt: Als Oberzentrum am Rand der Metropolregion München gelegen kann sie als Impulsgeber wirken bis weit nach Niederbayern hinein.

Zum anderen gibt es speziell in Landshut großen Bedarf. Bereits jetzt beliefert die Stadt Landshut das Umland in hohem Maße mit medizinischen Versorgungsleistungen.

Eine aktuelle Studie stellt fest, dass die Stadt Landshut eine „auffällig hohe Mitversorgung für andere Regionen“ leistet. Im Vergleich seien das sogar die zweithöchsten Werte deutschlandweit. „In der Stadt Landshut überwiegt in der hausärztlichen, in der fachärztlichen und auch in der psychotherapeutischen Versorgung der Leistungsexport deutlich gegenüber dem Leistungsimport.“ Siehe Bestands und Bedarfsanalyse für die Gesundheitsregion plus Landshut v.12.Juli 2019

Das bedeutet die Stadt versorgt den Landkreis überwiegend mit. Der Landkreis erhält umgekehrt überwiegend mehr Leistungen von der Stadt als er selbst nach außen liefert.

Die Studie kommt zu dem Schluss: Es ist davon auszugehen, dass in der fachärztlichen und der psychotherapeutischen Versorgung vor allem die Mitversorgungsrolle der Stadt Landshut für den umliegenden Landkreis Landshut sichtbar wird. Das Problem fehlender Ärzte wird sich besonders im Landkreis noch verschärfen, unter anderem, weil viele Ärzte dort bald das Rentenalter erreichen. In Zukunft wird die Stadt noch mehr medizinische Versorgungsleistungen für den Landkreis zur Verfügung stellen müssen als bisher.

Wie können wir mehr Ärzte in die Region bekommen?

Doris Dinkel: Wir müssen selbst Ärzte ausbilden. Deshalb brauchen wir ein Universitätsklinikum.

Was ändert sich für die Patienten, wenn wir eine Uniklinik haben?

Doris Dinkel: Mit einem Universitätsklinikum würden wir die medizinische Versorgung in der ganzen Region entschieden aufwerten. Stellen Sie sich bitte einmal vor, wie wir als Universitätsklinikum die vorhandenen Fachrichtungen viel breiter aufstellen können: Wir könnten z.B. eine Neuroradiologie, eine Rheumatologie, HNO, eine Pulmonologie (Lungenheilkunde) und vieles mehr zur bisherigen Versorgung dazubekommen. Der Zeitpunkt für die Planung eines Universitätsklinikums ist jetzt optimal. Es wäre eine Riesenchance für Stadt und Land.

Wie stellen Sie sich die Bildung eines Universitätsklinikums vor?

Doris Dinkel: Die Infrastruktur ist bereits vorhanden. Mit dem Klinikum Landshut und dem Kreiskrankenhaus Achdorf gibt es zwei gute Krankenhäuser mit guten Fachabteilungen. Diese sollen zunächst weiter betrieben werden, aber gemeinsam. Man müsste eine Gesellschaft /Stiftung oder Ähnliches gründen. Mit dem Ziel gemeinsam einen Neubau zu errichten. Auf einem neuen Areal, mit einer zentralen Anlaufstelle. Mit genügend Platz für Parkplätze usw. sowie einer günstigen Verkehrsanbindung. Für dieses Projekt sollte man auch das Kinderkrankenhaus St. Marien mit ins Boot holen. Dazu muss man jetzt mit Hochdruck an der Umsetzung des Ziels arbeiten. Planung und Umsetzung des Neubauprojekts werden Zeit in Anspruch nehmen. Je schneller wir uns über dieses Ziel einig werden, desto höher sind unsere Chancen ein Universitätsklinikum zu bekommen.

Die Zusammenlegung des Klinikums und des Kreiskrankenhauses Achdorf ist ein seit Jahren wiederkehrendes Thema. Warum sollte eine Zusammenarbeit ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt gelingen?

Doris Dinkel: Weil die Bürger in Stadt und Land das Recht auf eine exzellente wohnortnahe Gesundheitsversorgung haben. Immer mehr kleinere Häuser werden geschlossen. Selbst in großen Häusern werden Notaufnahmen wegen Personalmangel geschlossen. Chronische Unterfinanzierung kommt hinzu. Die Presse berichtet ja darüber. Der Druck auf die Politik ist groß. Es müssen Lösungen her.

Ein Universitätsklinikum ist ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Es entstehen viele neue Arbeitsplätze und Ausbildungsstätten. Im Bereich Forschung und Lehre zum Beispiel. Aber auch im nichtakademischen Bereich. Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für Fachkräfte werden dringend gebraucht. Es gibt inzwischen viele neue Berufe im Gesundheitssektor, für die uns heute ausgebildetes Personal fehlt. Das macht den Standort Landshut attraktiv und wird deshalb mehr Nachwuchskräfte anziehen. Auch für die ansässigen Unternehmen in der Region bedeutet ein Universitätsklinikum einen erheblicher Standortvorteil. Sie sind angewiesen darauf auch in Zukunft qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, besonders in ländlichen Bereichen. Arbeitnehmer schätzen Lebensqualität und darunter fällt auch eine gute, breit aufgestellte medizinische Versorgung.

Sie stellen sich den Neubau eines gemeinsamen Uniklinikums vor. Beide Krankenhäuser planen aber am jetzigen Standort Erweiterungen/Neubauten.

Doris Dinkel: Die geplanten Bauten brauchen wir auch. Für die nächste Zeit. Aufgrund der Tatsache, dass sich alle Häuser innerhalb von Wohngebieten befinden, wird es dort in Zukunft jedoch räumlich nicht mehr viel Möglichkeit zur weiteren Ausdehnung bestehen. Bei wachsendem Bedarf wird man da an Grenzen stoßen.

Macht ein gemeinsamer Neubau denn finanziell Sinn für die Stadt, wenn doch im Moment in den alten Standort investiert wird? Entstehen da nicht doppelte Kosten?

Doris Dinkel: Um die jetzigen Standorte braucht man sich, denke ich, keine Sorgen zu machen. Sie befinden sich in begehrter Lage und die bestehenden Gebäude können leicht einer anderen Nutzung zugeführt werden, sei es in Form von Büros, sozialen Einrichtungen, etc. Denkbar wäre es auch, dass die Stadt und der Landkreis Flächen und Gebäude verkaufen. Das würde hohe Millionengewinne bringen, mit der besonders die Stadt ihr Haushaltsdefizit ausgleichen könnte.

Das geplante Universitätsklinikum wird sicher hohe Kosten mit sich bringen……….

Doris Dinkel: Universitätskliniken werden prinzipiell vom Freistaat Bayern betrieben, das heißt die Finanzierung bezahlt das Land Bayern. Stadt und Landkreis wären dadurch entlastet. Zusätzliche Erlöse könnten- wie gesagt- durch Verkäufe der freigewordenen Flächen erzielt werden. Allein der erste Schritt, die Krankenhäuser räumlich zusammenzulegen, würde schon echte Synergieeffekte generieren und auf Dauer finanzielle Entlastung bringen. Es gibt im Übrigen viele Modelle wie man das Projekt Universitätsklinik gestalten und finanzieren kann. Auf welche Variante man sich da einigen kann, muss man sehen. Denkbar wäre auch die Verteilung der Lasten auf mehrere Standorte z.B. Landshut- Deggendorf-Passau.

Glauben Sie, dass junge Ärzte nach ihrer Ausbildung in der Region Landshut bleiben?

Doris Dinkel: Davon bin ich fest überzeugt. Ich lebe ja selber sehr gerne hier. Die Stadt ist liebenswert, alles ist überschaubar, nicht so hektisch. Wer unbedingt Großstadtluft braucht ist ganz schnell mal in München oder am Flughafen. Das ist echte Lebensqualität.

Frau Dinkel, wir danken für dieses Gespräch.

 

Interview: h.j.lodermeier

 

 

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