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Bosch-Chef kritisiert EU-Verbrennerverbot – Bentley fordert Technologieoffenheit

Stefan Hartung: „Das Verbrennerverbot ist eine Erfindung der Europäer“ – Frank-Steffen Walliser wirbt für synthetische Kraftstoffe

Stuttgart. Auf dem auto motor und sport-Kongress in Stuttgart haben führende Industrievertreter deutliche Kritik an der europäischen Klimapolitik geübt. Bosch-Chef Stefan Hartung und Bentley-Chef Frank-Steffen Walliser plädierten für mehr Technologieoffenheit und eine Abkehr vom starren Verbrennerverbot der EU ab 2035.

Hartung: Europäische Hersteller benachteiligt
„Das Verbrennerverbot ist eine Erfindung der Europäer. Hier werden die europäischen Hersteller klar benachteiligt“, so Hartung. Während in China Plug-in-Hybride und Range-Extender weiterhin als klimafreundliche Alternativen gelten und sich gut verkaufen, lohne sich ihre Entwicklung in Europa kaum noch. „Jetzt kommt es darauf an, dass man nicht nur in Berlin, sondern auch in Brüssel verstärkt darauf setzt, den Markt durch Anreize statt durch Verbote zu steuern.“

Der Bosch-Chef forderte die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für eine Aufhebung des Verbrennerverbots einzusetzen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland zu verbessern. „Auch die Bundesregierung kann einiges entscheiden“, betonte Hartung.

Walliser: Weg zur CO₂-Reduktion darf nicht ideologisch sein
Unterstützung erhielt Hartung von Bentley-Chef Frank-Steffen Walliser, der vor einer zu einseitigen Ausrichtung der Verkehrspolitik warnte. „Ich glaube, wir führen eine zu ideologische Diskussion. Das Ziel ist die Reduzierung von CO₂. Ob der Weg über E-Mobilität, Hybride oder synthetische Kraftstoffe geht, entscheidet der Kunde“, sagte Walliser. Auch in China setze die Industrie weiter auf eine Kombination aus Verbrennern und Hybriden.

Synthetische Kraftstoffe als Schlüsseltechnologie
Besonders machte sich der Bentley-Chef für die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe stark, wie sie Porsche in einer Pilotanlage in Chile bereits herstellt. „Synthetische Kraftstoffe müssen eine wichtige Rolle spielen. Leider sind sie ideologisch vorbelastet – und das zu Unrecht“, betonte Walliser. Der Vorteil liege auf der Hand: Sie könnten die bestehende Tankstelleninfrastruktur nutzen und erforderten keine kostspieligen Investitionen in Ladeinfrastruktur.

„Die Porsche-Anlage in Chile zeigt, dass das Verfahren funktioniert. Jetzt geht es darum, die Herstellung synthetischer Kraftstoffe hochzuskalieren“, so Walliser weiter.

Beide Manager sehen in einem technologieoffenen Ansatz den Schlüssel, um Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz und Verbraucherinteressen miteinander zu vereinen – und fordern von der Politik mehr Pragmatismus statt Verbote. ⚙️


Quelle: auto motor und sport

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