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Graue Energie – Wie viel CO2 steckt in einem Gebäude?

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Oßner (rechts) machte sich mit Karsten Sehlhoff, geschäftsführender Gesellschafter der SEHLHOFF GmbH (links), und Dieter Grömling, Architekt und Wirtschaftsmediator, im Rahmen eines Gesprächs am SEHLHOFF Standort Landshut, der unter dem Gesichtspunkt der Einsparung von grauer Energie umgestaltet und weiterentwickelt wurde, ein Bild vor Ort. Quelle: MdB-Büro Oßner

MdB Florian Oßner zum Thema Nachhaltigkeit in der Baubranche mit Karsten Sehlhoff

Das Zukunftsthema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Die Aktualität und Brisanz im Bausektor nimmt unter Berücksichtigung des jüngsten Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung immer mehr zu. „Das gestiegene öffentliche Interesse am Umweltschutz führt nun endlich zu Diskussionen um das Thema Nachhaltigkeit, das die Union schon seit Jahren intensiv vertritt und mir unter anderem als Schirmherr der Wasserstoffregion Landshut sehr am Herzen liegt“,  betonte der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Oßner in einem Gespräch mit Karsten Sehlhoff, geschäftsführender Gesellschafter der SEHLHOFF GMBH, und Dieter Grömling, Architekt und Wirtschaftsmediator, zum Thema „Graue Energie – Wie viel CO2 steckt in einem Gebäude“.
„Wir brennen für das Thema“
„Die Baubranche ist für einen signifikanten Anteil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich“, machte Karsten Sehlhoff aufmerksam. Die graue Energie eines Gebäudes ist die nicht erneuerbare Primärenergie für den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf bis zur Entsorgung. „Wir brennen für das Thema. Darum haben wir es uns zum Ziel gemacht, die graue Energie sichtbar zu machen und aufzuzeigen, wie diese eingespart werden kann.“ Zur Umsetzung hat SEHLHOFF eine spezielle Berechnungssoftware auf Basis ökologischer und bauspezifischer Einflussfaktoren entwickelt. Bei einem normalen Wohnhaus könne demnach bei der Errichtung durch den Einsatz von regional bezogenem Nadelschnittholz anstelle von Transportbeton der Brennwert signifikant reduziert werden, erklärte Karsten Sehlhoff.
Der Generaplaner stellte außerdem einen Vergleich der CO2-Emissionen bei einer Sanierung sowie Abriss und Neubau eines Gebäudes nach unterschiedlichen Betriebsjahren an. Durch eine Sanierung können mehrere hundert Tonnen des Treibhausgases CO2 eingespart werden. Es müsse darauf aufmerksam gemacht werden, durch welche Maßnahmen der CO2-Verbrauch beeinflusst werden kann, appellierte Oßner an die Bauexperten. Dafür müsse eine unangreifbare Berechnungsgrundlage etabliert werden, die den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet. „Wir brauchen konkrete, experimentelle Basiswerte. Dann sehe ich große Chancen, das Thema der grauen Energie voranzubringen. Dieser Ansatz ist richtig und wichtig, da auch die regionale Wertschöpfung davon profitiert.“
Zertifizierung notwendig
Grömling: „Wir müssen die Zukunftsfähigkeit und Wertschöpfung der Baubranche in Deutschland mit ihrer allseits anerkannten, hohen Qualität sichern. Die Zeit eilt. Seit Jahrzehnten reden wir – ohne grundlegende Konsequenzen – über Nachhaltigkeit“, machte Grömling bewusst. Damit der öffentliche Bauherr darauf Einfluss nehmen kann, brauche er verbindliche, rechtssichere Handlungsklarheit. Zwei Voraussetzungen seien laut Grömling dafür unabdingbar und unverzüglich nötig. „Aktuell wird jede wirtschaftliche Entscheidung unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen, nicht unter volkswirtschaftlichen. Daher sollte im §7 in der Bundeshaushaltsordnung neben Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit auch der Nachhaltigkeitsbegriff verankert werden. Ebenso ist eine verpflichtende Einführung eines ‘N-Wertes’ und einer ‘schlanken’ Zertifizierung für nachhaltiges Bauen notwendig.“ Er schlug vor, eine Untersuchung an zehn forschungsrechtlichen Gebäuden durchzuführen, wie viel graue Energie beim Bau produziert wurde. Daraus könne ein Mittelwert errechnet werden, der als Zielgröße dienen könne. Darüber hinaus brauche es laut Sehlhoff eine „Flankierung und ein Miteinander mit der Politik“, um innovative Ideen vorwärtszubringen. Beim Volkswirt Oßner, der sich gerade in den letzten Zügen des Neubaus eines Niedrigenergiehauses befindet, rannte er damit offene Türen ein. Er sagte beiden Bauexperten seine volle Unterstützung zu.

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