Geschichte zum Leben erweckt
Bild (v. l.): Hans Seidl, Vorsitzender des Museumsvereins Altdorf, Altdorfs Bürgermeister Sebastian Stanglmaier, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, und Museumsleiter Bernhard Zirngibl
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich zu Besuch im Museum Altdorf
Altdorf. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besuchte das Museum Altdorf und ließ sich gemeinsam mit Bürgermeister Sebastian Stanglmaier von Museumsleiter Bernhard Zirngibl durch das fast 500 Jahre alte Anwesen führen. Um 1550 erbaut, wurde der historische Blockbau Anfang der 1990er Jahre von der Marktgemeinde Altdorf erworben und in den Folgejahren zum Museum umfunktioniert.
Demnächst wird dort unter anderem eine neue archäologische Dauerausstellung gezeigt, die Exponate aus über 7.500 Jahren beherbergt. Der Museumsleiter erläuterte beim Rundgang einige Funde aus dem Mittel- und Jungneolithikum (5.000 bis 3.800 Jahre vor Christus) im Keller des Gebäudes wie beispielsweise den über 6.000 Jahre alten Schädel einer jungen Frau. Durch wissenschaftliche Untersuchungen konnten nicht nur das Alter und die Todesursache bestimmt werden, sondern sogar die Ernährung der Verstorbenen, so Zirngibl. Dank der guten Knochenerhaltung seien große Teile der DNS erhalten, sodass auch das Aussehen der Frau rekonstruiert werden konnte und bald im Altdorfer Museum zu bestaunen sein werde.
Wichtig sei auch die Nutzung des Museums als außerschulischer Lernort, betonte Zirngibl. Kinder können hier erfahren, wie das Alltagsleben vor fast 500 Jahren ausgesehen haben muss. „Es war kalt, dunkel und verraucht“, fasste der Museumsleiter das damalige harte Leben zusammen. „Da man mit Tieren unter einem Dach lebte, war die Geruchsbelästigung sicherlich auch nicht unerheblich.“ Der Vorsitzende des Museumsvereins und Altdorfer Marktrat Hans Seidl berichtete, dass neben der Familie Neumayr eine Magd und ein Knecht in dem Bauernhaus lebten sowie fünf Rinder und zwei Pferde gehalten wurden. Es gäbe Belege anhand von Steuerlisten, dass der Hausherr Leonhart Neumayr wohlhabend war und auf seinen Weinbergen alleine im Jahr 1557 15.000 Liter Wein produziert wurden.
Zumindest visuell kann sich jeder auf der Homepage des Altdorfer Museums einen Eindruck verschaffen: Dort gibt es einen digitalen 3D-Rundgang durch den ursprünglichen Zustand des Hauses. Dass es noch lebensnaher geht, konnte der Bezirkstagspräsident direkt am eigenen Leib erfahren: Mit Controller und VR-Brille (Virtual Reality) ausgestattet, durchlief er am Computer einen interaktiven, virtuellen 3D-Rundgang. Die Erstellung des 3D-Modells und der VR-Anwendung wurde im vergangenen Jahr vom Bezirk Niederbayern bezuschusst. „Es ist faszinierend, wie realitätsnah der virtuelle Rundgang mit der VR-Brille wirkt“, resümierte Heinrich. „Nicht nur für Kinder wird Geschichte auf diese Art lebendig. Das ist jenseits von grauer Theorie und kann sehr motivierend sein, sich mit dem Thema näher zu befassen.“
Ab April soll es mit den offenen Museums-Sonntagen weitergehen, erzählte Zirngibl. Man arbeite gerade an einer Sonderausstellung zum Thema Inflation vor 100 Jahren. „Wir dürfen gespannt sein auf eine interessante Ausstellung und einen lehrreichen Blick auf diesen traumatischen Abschnitt deutscher Wirtschaftsgeschichte“, so Heinrich.
Foto: Bäter, Bezirk Niederbayern