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SENIORENBEIRAT DER STADT LANDSHUT: “SICH SORGEN LÖST KEINE PROBLEME”

Sich sorgen löst die Probleme nicht

Pressemeldung des Seniorenbeirates der Stadt Landshut zur Pandemie SARS-CoV-2

 

„Der Seniorenbeirat der Stadt Landshut begrüßt alle von Bundesregierung, Bayerischer Staatsregierung und Stadt Landshut im Zusammenhang mit der Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus ergriffenen Maßnahmen, auch wenn die aktuelle weitgehende Isolation vieler alter Menschen, vor allem wenn sie zu Hause alleine oder in stationären Einrichtungen leben, soziale Teilhabe auf ein Minimum reduziert“ erklärte Franz Wölfl, der Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt Landshut. Wir danken allen Ärzten und Ärztinnen, Pflegerinnen und Pflegern, haupt- und ehrenamtlich Tätigen in Hilfsorganisationen, Kirchengemeinden und Nachbarschaftshilfen und allen anderen Menschen, die sich aufopferungsvoll rund um die Uhr und sieben Tage die Woche für ihre kranken und/oder hilfebedürftigen Mitmenschen einsetzen, so Wölfl weiter.

Die Corona-Pandemie habe die Gesellschaft zwar fest im Griff. Dennoch dürfe man sich nicht 24 Stunden Sorgen machen, denn sich sorgen löse die Probleme nicht. Gerade für uns ältere Menschen sei es wichtig, sich abzulenken. Die Nachrichten in Rundfunk und Fernsehen von früh morgens bis spät abends zu verfolgen, sei jedoch insoweit nicht das richtige Rezept, so Hedwig Pable, stellvertretende Vorsitzendes Seniorenbeirates. Da die Berichterstattung gerade bei älteren Menschen auch zur Verunsicherung beitragen könne, sei es daher sehr sinnvoll, der Berichterstattung immer wieder für eine geraume Zeit aus dem Wege zu gehen und stattdessen

Dinge tun, die einem Spaß machen: telefonieren, Briefe schreiben, in alten Fotoalben stöbern, vom Balkon aus ein Schwätzchen mit dem Nachbarn oder der Nachbarin halten, sich um sein Haustier kümmern usw. Nach Möglichkeit sollte man sich jeden Tag eine kleine Aufgabe suchen, die man erledigen möchte. Das vermittle das Gefühl, der Situation nicht ausgeliefert zu sein. Einige von uns haben den letzten Weltkrieg als Kind miterlebt und die meisten von uns haben die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts durchlebt. Wir verfügen über die Lebenserfahrung, die uns sagt, dass auch in der größten Krise die Welt nicht untergeht.

„Sorge bereitet mir jedoch“, so Franz Wölfl, „das Wording einiger Politiker und Journalisten“. Es werde primär über ältere Menschen gesprochen und geschrieben. Das sei das Wording des letzten Jahrhunderts. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts müssten ältere Menschen selbst die Möglichkeit erhalten, in der öffentlichen Kommunikation ihre subjektive Sicht auf die aktuelle Situation zu kommunizieren. Auch sollte die Botschaft der Aufopferung Jüngerer für Ältere vermieden werden. Bei älteren Menschen könne sie ein reduziertes Selbstwertgefühl sowie Schuldgefühle auslösen, bei jüngeren Menschen Frustration und Ressentiments. Und schließlich: Kommunikation über Videotelefone und Soziale Medien sei für viele ältere Menschen eine gewünschte und realistische Option. Allerdings sollte gerade von der Politik ein überzeichnetes Bild technikaffiner, „moderner“ Senioren*innen, die Kontakte problemlos per Skype etc. pflegen, vermieden werden. Das sei nämlich (noch) nicht die Realität. Eine homogene, „positiv“ verzerrte Darstellung älter Menschen in diesem Zusammenhang könne zu Frustrationen und Ablehnung führen und die ohnehin  bestehende digitale Spaltung noch verstärken.

Positiv zu vermerken sei, so Franz Wölfl abschließend, die Darstellung der aktuellen Corona-Fallzahlen in der LZ auf der ersten Seite der Berichterstattung aus der Region. Hier werde auf die Angabe des chronologischen Alters bewusst oder unbewusst verzichtet. Dadurch würde implizit auf die Botschaft verzichtet, dass jüngere Menschen „sicher“ wären und dass Krankheit und Tod im Falle älterer Menschen aufgrund ihres hohen Lebensalters weniger gravierend wären.

 

Foto: h.j.lodermeier

 

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