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AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST: “WAS GETAN WERDEN KANN, WIRD UNTERNOMMEN”

Bildtext: Seit 2017 trifft der Landkreis Landshut Vorsorge-Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest. Dazu gehören auch Informationstreffen im Landratsamt, am Podium, von links: die Veterinärin Dr. Manuela Behnke, der Leiter des Veterinäramts Dr. Manfred Kurpiers, Landrat Peter Dreier, die Juristin und Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung Julia Wasmeier und Martin Fäth von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Landshut.

Was getan werden kann, wird unternommen

Afrikanische Schweinepest: Landrat Peter Dreier rief  erneut Fachkräfte zusammen

 

Gut 50 Vertreter der Jägerschaft, der Landwirtschaft sowie der Polizei und der Hilfsorganisationen nahmen an dem Treffen im Großen Sitzungssaal des Landratsamts teil.

 Niemand kann wissen, ob, wann und unter welchen Umständen die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch nach Deutschland übergreifen kann: Der Landkreis Landshut trifft daher unter Federführung von Landrat Peter Dreier und von Fachleuten des Veterinäramts seit Jahren vorbeugende Maßnahmen. Dazu gehören auch wiederkehrende Informations-Treffen mit Einsatz- und Fachkräften, von Vertretern der Jägerschaft, der Landwirtschaft über Polizei-Beamte bis zu Feuerwehrleuten – also mit denjenigen, die im Ernstfall unverzüglich und sachkundig Hand in Hand arbeiten müssen, um die Schäden so gering zu halten wie möglich.

Auch diesmal kamen über 50 Repräsentanten dieser Gruppen zu einem dieser Treffen, die dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch sowie der Diskussion der aktuellen Lage dienen. Die Schweinepest ist den Grenzen Deutschlands sehr nahegerückt, resümierte Landrat Dreier zu Beginn der Veranstaltung im Großen Sitzungssaal des Landratsamts: Im Januar sind 20 Kilometer von der brandenburgischen und zwölf Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt in Polen infizierte Wildschwein-Kadaver gefunden worden.

Landkreis trifft seit Jahren Vorsorge-Maßnahmen

Das zeige, wie richtig und wichtig es war und ist, dass der Landkreis Landshut bereits seit Jahren auf Vorsorge-Maßnahmen setzt, betonte Dreier: Er erinnerte daran, dass das Landratsamt zum Beispiel zusammen mit Mitarbeitern weiterer Behörden unter realistischen Bedingungen in einem Wald eine Übung für die Bergung von Wildschwein-Kadavern durchgeführt hat.

In den Kreisbauhöfen in Rottenburg und Vilsbiburg sowie im Bauhof des Marktes Ergoldsbach hat der Landkreis spezielle Entsorgungstonnen für Wildschwein-Abfälle aufgebaut und zusätzlich sind mobile Desinfektions-Stationen angeschafft worden. Zudem sind, wie Dreier ausführte, an den vier Rastplätzen, die es an den Kreisstraßen gibt, Abfalltonnen aufgestellt worden: Die sind so gesichert, dass Wildschweine und andere Tiere sie nicht umstoßen können.

ASP-Warnhinweise in mehreren Sprachen

An den Rastplätzen sind außerdem Schilder aufgestellt, auf denen in mehreren Sprachen gewarnt wird vor der Gefahr der Übertragung der Tierseuche ASP durch achtlos weggeworfene Lebensmittel. Wie reell gerade diese Gefahr ist, das zeigen die ASP-Fälle in Belgien, die entlang vielbefahrener Straßen verzeichnet worden sind: Offenbar hatten hier Menschen mit dem ASP-Virus kontaminierte Reste ihres Reiseproviants weggeworfen und die wurden dann von Wildschweinen gefressen.

Auch bei einer weiteren Übung kürzlich im Landratsamt ist man von einem solchen Szenario ausgegangen, legte die Tierärztin Dr. Manuela Behnke dar, die Leiterin des Sachgebiets Tiergesundheit am Veterinäramt. Auch an dieser Übung waren Vertreter verschiedener Behörden und der Rettungsdienste beteiligt. Ausgangspunkt war „die berühmte Wurstsemmel“ (Dr. Behnke), mit ASP-Viren infizierter Wurst und weggeworfen am Rand der Autobahn, die dann von einem Wildschwein gefressen wird, das alsbald verendet.

Bei der Übung wurden eine Restriktionszone mit einem Radius von 15 Kilometer sowie eine Pufferzone eingerichtet, die im simulierten Fall einen Durchmesser von 45 Kilometer hatte. Es sei klar, dass da schnell mehrere Landkreise und Regierungsbezirke betroffen sind.

Tödlich für Schweine, ungefährlich für Menschen

Die Veterinärin Dr. Behnke und der Leiter des Veterinäramts, Dr. Manfred Kurpiers, schärften den Zuhörern erneut einige Kernpunkte der ASP-Misere ein: Das ASP-Virus ist hochinfektiös, auch in freier Natur und der Witterung ausgesetzt sehr widerstandsfähig und verliert selbst in Lebensmitteln, die erhitzt oder eingefroren worden sind, lange Zeit nicht sein Ansteckungs-Potential.

Für den Menschen und seine Haustiere ist der Krankheitserreger ungefährlich – außer eben für das Hausschwein. Während der Mensch die besagte Wurstsemmel und alle anderen Schweinefleisch-Produkte konsumieren kann, ohne zu erkranken, endet eine ASP-Infektion für Wild- wie Hausschweine in aller Regel mit dem qualvollen Tod.

Großes Problem: Mensch als Virus-Überträger

Ein großes Problem stellt der Mensch als Überträger des Virus dar, legten die Fachleute dar: Landwirte, die Schweine halten, müssten zum Beispiel unbedingt nach der Waldarbeit Kleidung und Stiefeln wechseln, wenn sie in den Stall gehen. Und für den Ernstfall gelte, dass zum Beispiel Feuerwehrleute, die aus beruflichen Gründen oder sonst wie in Berührung mit Schweinen kommen, nicht bei Einsätzen zur Bekämpfung der ASP-Seuche eingesetzt werden können.

Die Bedeutung der strikten Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen unterstrichen auch die Abteilungsleiterin Julia Wasmeier (Öffentliche Sicherheit und Ordnung) sowie Martin Fäth von der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt, die mehr die rechtlichen Aspekte eines ASP-Ausbruchs beleuchteten. Fäth legte dar, dass verendete oder erlegte kranke Wildschweine sofort dem Landratsamt Landshut gemeldet werden müssen.

Nachtsichtgeräte: Amt erteilt Genehmigungen

Um die Bejagung und damit Dezimierung der Schwarzwild-Bestände zu fördern, fährt das Landratsamt Landshut eine großzügige Praxis bei der Genehmigung von Nachtsichtgeräten für Jäger. Alles, was an Vorsorge-Maßnahmen getroffen werden könne, müsse unternommen werde, sagte Landrat Dreier: Wenn die ASP ausbreche, sei ohnehin „die Hölle los“ und der zu befürchtende wirtschaftliche Schaden für die Region unkalkulierbar hoch.

Auf den Aspekt des wirtschaftlichen Schadens ging in der Diskussion auch Georg Sachsenhauser ein, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV): Er warnte davor, diese Gefahr zu unterschätzen: Nicht nur Schweinehalter wären betroffen, sondern etwa im Fall von Verboten, manche Ernten einzubringen, auch Rinderbetriebe und andere Landwirte.

Einen Lichtblick gibt es bei dem ganzen Problem, auf den Dr. Kurpiers hinwies: In der Tschechischen Republik habe man einen Infektionsherd völlig auslöschen können und damit weitere Gefahren gebannt. Nach der ersten Information hätten die Tschechen besonnen die richtigen Schritte eingeleitet: Ein Waldareal wurde eingezäunt, zunächst ein Jagdverbot verhängt, um die Wildschweine nicht zu beunruhigen, und danach wurden alle noch nicht an der Tierseuche verendeten Wildschweine getötet.

 

Fotos: Landratsamt Landshut

 

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